Factoring vs. Kontokorrentkredit – was passt besser zu Ihrem Unternehmen?
Liquiditätsengpässe und lange Zahlungsziele gehören in vielen Unternehmen zum Alltag. Wenn der finanzielle Spielraum enger wird, greifen viele zum klassischen Bankkredit, doch das erweist sich nicht immer als beste Lösung. Besonders im Mittelstand stellt sich häufig die Frage: Factoring oder Kontokorrentkredit – welche Finanzierungsform passt besser zur eigenen Liquiditätsstrategie? In diesem Beitrag erfahren Sie, worin die Unterschiede liegen, wann ein Kontokorrentkredit oder Factoring sinnvoll ist und warum der richtige Mix Ihnen mehr Stabilität und Flexibilität im Unternehmensalltag verschaffen kann.
Factoring schafft sofortige Liquidität ohne Rückzahlungsverpflichtung: Durch den Verkauf offener Forderungen an einen Factoring-Anbieter erhalten Unternehmen innerhalb weniger Tage bis zu 90 Prozent des Rechnungsbetrags, unabhängig von der eigenen Bonität. Das macht Factoring zu einer idealen Lösung für KMU mit schwankendem Kapitalbedarf.
Factoring bietet im Vergleich zum Kontokorrentkredit mehr Flexibilität und Unabhängigkeit: Während Kontokorrentkredite bonitätsabhängig sind, Zinskosten verursachen und jederzeit gekündigt werden können, ermöglicht Factoring eine wachstumsorientierte Finanzierung ohne zusätzliche Sicherheiten – und entlastet Unternehmen zugleich durch integriertes Forderungsmanagement.
Ein strategischer Finanzierungsmix steigert den Handlungsspielraum: Die Kombination aus Factoring und Kontokorrentkredit ermöglicht maximale Flexibilität. Factoring sichert die Liquidität kontinuierlich, während der Kontokorrent kurzfristige Engpässe ausgleicht und in Wachstums- oder Krisenzeiten besonders wirkungsvoll ist.
- Was ist Factoring und wie funktioniert es?
- Was ist ein Kontokorrentkredit und wie funktioniert er?
- Factoring vs. Kontokorrentkredit: der direkte Vergleich
- Für welche Unternehmen eignet sich welche Lösung?
- Vorteile des Factorings: mehr als nur Liquidität
- Risiken und Nachteile im Vergleich
- Kombinationslösungen: Factoring zur Entlastung der Kreditlinie
Was ist Factoring und wie funktioniert es?
Wenn offene Rechnungen Ihre Liquidität belasten, kann der Forderungsverkauf an einen Factoring-Anbieter eine schnelle Lösung bieten. Dabei treten Unternehmen ihre Forderungen an einen spezialisierten Dienstleister ab. Dieser zahlt in der Regel innerhalb von ein bis zwei Tagen bis zu 90 Prozent des Rechnungsbetrags als Vorschuss; der Restbetrag folgt nach Zahlungseingang des Kunden, abzüglich der Factoring-Gebühr.
Anders als beim klassischen Kredit handelt es sich beim Factoring um den tatsächlichen Verkauf von Forderungen, weshalb keine Rückzahlungspflicht besteht. Bei echtem Factoring richtet sich die Bonitätsprüfung in erster Linie nach der Zahlungsfähigkeit Ihrer Kunden, was insbesondere für Unternehmen mit eingeschränkter Kreditwürdigkeit von Vorteil ist. Zudem wächst die Factoring-Linie automatisch mit Ihrem Umsatz und bleibt dabei flexibel, ohne dass zusätzliche Kreditanträge erforderlich sind.
Im Mittelstand stehen je nach Unternehmensbedarf verschiedene Arten des Factorings zur Verfügung, darunter echtes und unechtes Factoring, stilles Factoring sowie Inhouse-Factoring. Sie unterscheiden sich vor allem in der Risikoübernahme und in der Abwicklung der Forderungen.
Weitere Informationen zu den einzelnen Factoring-Modellen finden Sie in diesem Blogbeitrag.
Was ist ein Kontokorrentkredit und wie funktioniert er?
Im Unterschied zum Factoring basiert der Kontokorrentkredit auf einer klassischen Kreditlinie, die Ihre Bank auf dem Geschäftskonto einräumt. Wenn kurzfristig betriebliche Liquidität benötigt wird, kann dieses Instrument eine flexible Lösung bieten. Der Kontokorrentkredit funktioniert wie ein variabler Kreditrahmen, den Sie nach Bedarf ausschöpfen und jederzeit zurückführen können. Zinsen fallen nur auf den Betrag an, den Sie tatsächlich in Anspruch nehmen. Dadurch lässt sich das Betriebskapital gezielter einsetzen.
In der Unternehmensfinanzierung gilt der Kontokorrentkredit als etabliertes Mittel, um Zahlungseingänge zu überbrücken oder laufende Kosten zu decken. Der Kreditrahmen beträgt häufig bis zu 20 bis 30 Prozent des Umsatzes oder des Forderungsbestands, abhängig von Sicherheiten und Bonität. Die effektiven Jahreszinsen liegen in der Regel zwischen 7 und 12 Prozent. Wenn Sie das Limit erhöhen möchten, prüft die Bank Ihre Bonität und Sicherheiten erneut, was meist zu höheren Anforderungen und einer stärkeren Abhängigkeit vom Kreditinstitut führt. Ein wesentliches Risiko besteht in der kurzfristigen Kündbarkeit: Verschlechtert sich die finanzielle Lage, kann die Bank die Kreditlinie reduzieren oder ganz streichen.
Factoring vs. Kontokorrentkredit: der direkte Vergleich
Beide Instrumente dienen der kurzfristigen Liquiditätssicherung, unterscheiden sich jedoch grundlegend in Struktur und Wirkung. Besonders wenn schnelles Handeln gefragt ist, zählt der konkrete Effekt: Factoring schafft sofort verfügbare Liquidität, da Forderungen verkauft werden und keine Rückzahlungspflicht besteht. Ein Kontokorrentkredit hingegen muss inklusive Zinsen zurückgeführt werden, was ihn teurer, aber zugleich flexibel macht.
Factoring bringt sofort nutzbare Liquidität, da die Forderungen verkauft werden und keine Rückzahlungspflicht besteht. Ein Kontokorrentkredit dagegen muss inklusive Zinsen zurückgeführt werden, was ihn teurer macht, aber zugleich flexibel hält.
Dabei verlangt die Bank in der Regel bankübliche Sicherheiten wie Bürgschaften oder Grundpfandrechte. Beim Factoring reicht die Zahlungsfähigkeit Ihrer Kunden aus, was sich besonders für junge oder vorbelastete Unternehmen mit eingeschränkter Bonität als Vorteil erweist.
Auch in der Bilanz zeigt sich ein deutlicher Unterschied: Beim echten Factoring sinkt der Forderungsbestand, was die Eigenkapitalquote und das Bankenrating verbessern kann. Ein klassischer Kredit erhöht hingegen die Verbindlichkeiten und kann sich bei Investitionsentscheidungen nachteilig auswirken.
Darüber hinaus bietet Factoring zusätzliche Leistungen wie Forderungsmanagement, Mahnwesen und Ausfallabsicherung. Ein Kontokorrentkredit stellt dagegen lediglich einen Finanzierungsrahmen bereit und entlastet somit nicht im operativen Tagesgeschäft.
Während sich Factoring automatisch dem Umsatz anpasst, muss ein Kontokorrentrahmen bei Bedarf neu beantragt werden. Dadurch bleibt die Liquiditätsplanung mit Factoring langfristig stabil und skalierbar.
Für welche Unternehmen eignet sich welche Lösung?
Einige Geschäftsmodelle arbeiten regelmäßig mit offenen Forderungen und langen Zahlungszielen. Für Unternehmen mit dieser Struktur, etwa im Großhandel, in der Bauwirtschaft oder im Projektgeschäft, kann Factoring eine besonders wirkungsvolle Lösung sein. Die Liquidität wächst dabei parallel zum Umsatz, ohne dass zusätzliche Kreditanträge erforderlich sind, und Sicherheiten werden nicht verlangt. Diese umsatzabhängige Finanzierungsform eignet sich besonders bei schwankendem Kapitalbedarf und schnellem Wachstum, zum Beispiel wenn investiert wird, bevor Kundenzahlungen eingehen.

Factoring verschafft auch kleineren Unternehmen oder Betrieben mit eingeschränkter Bonität zusätzlichen Handlungsspielraum. Junge Unternehmen ohne hinterlegte Sicherheiten profitieren davon ebenso wie Handwerksbetriebe, die durch Factoring schneller über Liquidität verfügen können, anstatt auf verspätete Zahlungen zu warten.
Ein Kontokorrentkredit ist dagegen sinnvoll, wenn die Bonität solide ist und sich Zahlungseingänge gut planen lassen. Wenn kurzfristig Kapital benötigt wird, um Engpässe zu überbrücken, bietet der Kontokorrentrahmen flexible Liquiditätsspielräume, vorausgesetzt der Rückfluss ist gewährleistet. Ob Factoring oder Kredit besser zu Ihrer Finanzstrategie passt, hängt letztlich von Planungssicherheit und Bilanzstruktur ab.
Vorteile des Factorings: mehr als nur Liquidität
Factoring kann Ihre Bilanzstruktur gezielt stärken. Beim echten Factoring werden offene Forderungen ausgebucht, wodurch sich die Eigenkapitalquote automatisch erhöht. Dadurch verbessert sich die Bonitätseinstufung gegenüber Banken und Finanzierungspartnern, und es entsteht zusätzlicher finanzieller Spielraum, ohne dass klassische Sicherheiten erforderlich sind.
Darüber hinaus sorgt Factoring für spürbare Entlastung im Arbeitsalltag. Die Anbieter übernehmen Aufgaben wie Debitorenprüfung, Ausfallschutz und Mahnwesen. Besonders kleinere Finanzabteilungen profitieren davon, weil Routinetätigkeiten entfallen und Zahlungseingänge planbarer werden.
Ein weiterer Pluspunkt liegt in der Dynamik der Finanzierung: Sie wächst kontinuierlich mit Ihrem Umsatz und bleibt dadurch skalierbar. Wer den Cashflow optimieren und flexibel auf Wachstum reagieren möchte, erhält ein verlässliches Instrument, um Liquiditätsengpässe dauerhaft zu vermeiden. So sichern Sie Ihre finanzielle Stabilität und bleiben auch bei schwankenden Einnahmen handlungsfähig.
Wer den Cashflow optimieren und flexibel auf Wachstum reagieren will, erhält mit Factoring ein verlässliches Instrument, um Liquiditätsengpässe dauerhaft zu vermeiden. So sichern Sie Ihre finanzielle Stabilität und bleiben auch bei schwankenden Einnahmen handlungsfähig.
Risiken und Nachteile im Vergleich
Beide Finanzierungsinstrumente haben ihre spezifischen Risiken, deren Gewichtung von der Unternehmensstruktur und der Bonität Ihrer Kunden abhängt. Beim Factoring fällt anstelle von Zinsen eine Factoring-Gebühr an, die als prozentualer Abschlag auf den Forderungsbetrag berechnet wird. Sie liegt in der Regel zwischen 2 und 5 Prozent, abhängig von Forderungsvolumen, Debitorenstruktur und Kundenbonität. Da kein Kredit aufgenommen wird, entsteht keine zusätzliche Eigenkapitalbindung, und eine Rückzahlungspflicht entfällt.
Beim Kontokorrentkredit stellen sich die Risiken anders dar. Banken können die Kreditlinie jederzeit kürzen oder streichen, insbesondere bei sinkender Bonität. Das erschwert eine verlässliche Liquiditätsplanung. Hinzu kommt, dass bei regelmäßiger Nutzung ein hoher und schwankender Zinsaufwand entsteht, dessen Höhe stark von der Zinsentwicklung und der eigenen Bonität abhängt. Langfristig kann diese Form der Finanzierung daher teurer sein als Factoring.
Problematisch wird es, wenn die Kreditlinie dauerhaft ausgeschöpft ist, da dies das Liquiditätsrisiko erhöht und die finanzielle Flexibilität einschränkt. Beim Factoring behalten Sie dagegen die Kontrolle über Ihre Liquidität, weil keine Rückzahlungen anfallen und Kapital frühzeitig freigesetzt wird – ein entscheidender Vorteil für viele Unternehmen in der täglichen Finanzsteuerung.
Kombinationslösungen: Factoring zur Entlastung der Kreditlinie
Wer bestehende Kontokorrentkredite entlasten möchte, kann Factoring gezielt einsetzen. Durch den Forderungsverkauf steht sofort Liquidität zur Tilgung bestehender Kreditverbindlichkeiten bereit. Das spart Zinsen und schafft zusätzlichen Spielraum bei der Kreditlinie, was insbesondere dann von Vorteil ist, wenn Factoring ergänzend zum Kontokorrentkredit genutzt wird.
In wachstumsstarken Phasen oder bei saisonalen Auftragsspitzen lohnt sich die Kombination beider Finanzierungsformen besonders. Während der Kontokorrentkredit kurzfristige Liquiditätsengpässe überbrückt, sorgt Factoring kontinuierlich für Mittelzufluss aus offenen Rechnungen. Dadurch bleibt Ihre Kreditlinie verfügbar, ohne dauerhaft ausgeschöpft zu werden, und es entsteht eine Liquiditätsreserve, die Ihre finanziellen Handlungsspielräume erweitert.
Mit einer Kombination aus beiden Instrumenten schaffen Sie einen flexiblen Finanzierungsmix, der auf Ihren tatsächlichen Bedarf abgestimmt ist. Factoring sichert dabei dauerhaft Liquidität, reduziert die Abhängigkeit von Kreditgrenzen und stärkt langfristig Ihre Finanzierungsbasis.
Nutzen Sie Factoring gezielt als Ergänzung zum Kontokorrentkredit, um Ihre Kreditlinie zu entlasten und Zinskosten zu senken. Durch den laufenden Forderungsverkauf sichern Sie einen stetigen Liquiditätszufluss und schaffen Reserven für Wachstum oder saisonale Spitzen, ohne Ihre Kreditrahmen dauerhaft auszuschöpfen.